Jimmy

Hey Jimmy! Der Ghanaer bevorzugt den nackten Boden vor der Taverna Conti gegenüber dem Lager des Biagio Conte. Im Ballarò hat er das Alleinstellungsmerkmal, das heißt er wird geschätzt und respektiert, weil er jeden Morgen das Chaos der Studierenden, der Jugendlichen und anderer auf der Piazza entfernt. Er sortiert Flaschen in die Forst-Mehrweg-Kisten, stapelt sie, räumt die Tische zusammen, fegt den Unrat bei Seite und entsorgt den Müll. Abends assistiert er dem Wirt Marco und verdingt sich als "Kellner", Basis-Kellner könnte man sagen: holt gelegentlich ein neues Bier, wirft Flaschen in den Müll (nur das Forst wird in Mehrwegflaschen serviert) und animiert die Gäste zum Tanz, in dem er selber tanzt. Mittags bekommt er stets eine Mahlzeit von der Taverna Conti. Im Winter darf er sogar in der Kneipe schlafen. Für seine Dienste wird er auch bezahlt, erhält aber lediglich fünf bis zehn Euro, was nicht dem Mindestlohn entspricht.

Seit mehr als fünfzehn Jahren lebt er nun im Ballarò und ist fast zu einer Art Maskottchen geworden. Gerne trinkt er, wie viele andere auch, Vino Rosso im Tetra-Pack, bei Ivan 1 Liter für nur 1,50 Euro zu haben. Torre Solada kostet im Supermarkt, sofern er im Angebot ist, 1,29 Euro! Wie der afrikanische Wirt um die Ecke Gewinn macht, ist mir ein Rätsel. Jimmy ist das egal. Sein Kumpel Manuel assistierte ihm lange Zeit. Jeder hielt ihn für bekloppt, er mußte in so mancher Situation seinen Kopf hinhalten, wurde zurechtgewiesen, getreten und geschlagen. Manuel wollte zurück nach Ghana. Er schlug also zwei bis drei Autoscheiben ein, wurde von den Carabinieri in Verwahrung genommen und hofft auf Abschiebung. Auf dass sich sein Wunsch erfülle, so grotesk es auch klingt, jemandem die Abschiebung zu gönnen. Jimmy ist jetzt wieder alleine mit seinen Aufgaben, er wirkt zufriedener und glücklicher als vorher, muss nicht mehr auch noch auf den anderen aufpassen. Let's dance, Jimmy!

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