Zia Maria

Nicht zu verwechseln mit der Maria aus dem Santa Chiara. Als ich sie das erste Mal sah: Ma non sente freddo? Als ich mich von ihr verabschiedete: Ma non senti freddo? Im palermitanischen Winter war die Frage berechtigt, sie hatte schließlich nur wenig mehr an, ihr war aber gar nicht kalt. Wie auch, bei dem Temperament?! Im palermitanischen Sommer eher ein kleines Spiel. Maria wird die Mutter des Ballarò genannt. Sie paßt auf, dass niemand sich daneben benimmt, dass vielmehr derjenige oder diejenige, die sich daneben benimmt, in die Schranken gewiesen wird. Sie hat alles im Griff in der Bar Messina. Das heißt besonders den Platz vor der Bar Messina. Was zu späterer Stunde bei Anwesenheit der tunesischen Diaspora gar nicht ohne ist.

Wenn man sie um ein Glas gekühlten Weißwein bittet, bittet sie den Durstigen wiederum, einen der Forst-Tiefkühler zu öffnen und die Ein-Liter-Bügelflasche, die stets schockgekühlt wird, zu reichen. Sie befüllt das Glas, der Halbwirt nimmt die Flasche wieder entgegen, verräumt sie ordnungsgemäß und zahlt fünfzig Cent. Sie wird Zia oder Signora Maria genannt. Für jeden ist sie da, jeder/jede kann ihr sein/ihr Leid klagen. Sie hat stets offene Ohren. Längst hat sie tief in dein Herz geblickt, bevor du auch nur angefangen hast. Un saluto a Maria!

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