Der Schlüssel a Ballarò

Salomon spricht fünfzehn Sprachen. Salomon hat seine Wurzeln in dem Staat, der sich Elfenbeinküste nennt, Schwarzafrika. Salomon lebt in der Via Libertà, hat zwei Autos, wie er sagt. Salomon geht aber lieber zu Fuß. Auf diese Weise trifft er Menschen, denen er helfen kann. Salomon hat in Brüssel studiert, Jura, ein Mann des Rechts. Vor der senegalesischen Disco-Bar sitzen zwei Tunesier und trinken Birra Moretti. Salomon redet zuerst auf Französisch auf sie ein. Nein, die beiden haben nicht verstanden. Der eine von beiden lebt schon lange in Italien. Versuchen wir es also auf Italienisch. Der andere, Salomon muss kichern, hat die berühmte Aufenthaltsgenehmigung „Berlusconi“, die dieser vergab, um die Jungs gleich nach Frankreich durchzuschleusen. Jetzt ist er wieder hier. Gut, auf Italienisch: ich kenne Tunesien nicht, Millionen sind aber dort geblieben, wenige im Vergleich hierher gekommen. Warum bist also geflüchtet??? Du willst politisches Asyl beantragen, warum? Welche Gefahr besteht für dich, wenn du zurückkehrst? Wie dem auch sei, wenn du erfolgreich in Italien politisches Asyl genießen willst - wie wäre es zum Beispiel hiermit: du hast auf Seiten von Zine el-Abidine Ben Ali, der inzwischen nichts mehr in Tunesien zu melden hat, demonstriert, du bist also einer der alten Garde, ja, und wenn du nach Tunesien zurückkehrst, erkennen dich die von der neuen Garde sofort und stellen sonst was mit dir an. Kapiert? Die beiden Tunesier gucken etwas stutzig, der Halbleiter, der zuhört, aber schweigt, fühlt sich an die Gewissensfrage zur Verweigerung des Militärdienstes erinnert: Salomon ist die Friedenswerkstatt und gibt dir die Tipps, die du benötigst, um zu wissen, mit welchen Tricks die Obrigkeiten arbeiten. Hmmm, Dienst an der Waffe und wenn eine Horde bewaffneter Wahnsinniger vor dir steht und deine Familie bedroht, greifst du da nicht zur Waffe?

Salomon freut sich eines Tages die beiden zu treffen, zu grüßen und dann: hey, compà, Danke, lass‘ dich umarmen Bruder!

Salomon erklärt erst heute haben die G8-Staaten die Finanzspritze gezückt. Alle bekommen Milliardenhilfen: Tunesien, Ägypten, Libyen… Der Reisehalbleiter verschluckt sich fast und ruft Libyen? Nein, die natürlich nicht. Ich bekomme mich gar nicht mehr ein vor Lachen. Die Vorstellung Libyen gleichzeitig mit Geld und einem Bombenteppich einzudecken, mich würde nichts mehr wundern. Und wie uneigennützig wieder diese wohlhabenden Länder sind, mein Herz geht auf, wer genauer hinschaut liest jedoch den beiläufigen banalen Hinweis: in Form von Krediten. Ach, das ist aber nett! Der Wissenschaftler freut sich über die Notiz, erste Seite, ganz fett: Reisehalbleiter erhält Finanzspritze von zwanzigtausend Euro, oh super, danke, danke, über die Zinsen reden wir später. Hier sind wir Europäer dann doch wahnsinnig weitsichtig. Unsere Quellen erlöschen nie. Danke!

Damit auch die Libyer bald ihre Finanzspritze erhalten, in Form von Bauaufträgen, dessen Auflagen natürlich nur europäische Baufirmen erfüllen, müssen die Fratzen des Krieges noch ein paar Mal fliegen. Damit auch die Seekriegsflagge Libyens sagt: USA, I’m lovin‘ it.

Salomon hat zu tun, es nimmt kein Ende. En passant erklärt er noch einem siebzehnjährigen Schwarzafrikaner, der in Italien aufgewachsen ist, Straßenfußballer, wie es ihm gelingt, den Schritt in den schwedischen Profifußball zu schaffen, Wahnsinn, dieser Salomon...

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