Lampe an in Lampedusa

“Annette Groth von der Partei Die Linke hat sich vor Ort die Lage der Flüchtlinge auf Lampedusa angesehen: "Es gibt keine Leute mehr, die irgendwie draußen schlafen", sagt sie, rechnet aber mit einem erneuten Flüchtlingsansturm aus Libyen.”

Der Unterschied des von keiner Seite finanzierten Projekts “Ballarò: polyphoner Klangraum im Süden” zu dem Bericht eines Besuchs einer rhetorisch katastrophal aufgestellten Sprecherin der Die Linke in einem Flüchtlingslager in Lampedusa oder der Visite eines FAZ-Reporters bei dem palermitanischen Franz von Assisi, namentlich Biagio Conte, ist mit einem Begriff aus dem Register der neueren Geschichtswissenschaft zu fassen: la longue durée. Während  Berichte über Auffanglager in Lampedusa oder Assisi-Einrichtungen sich auf die Ereignisgeschichte stürzen, geil, da haben wir wieder ein Problem, sie japsen nach Weltverbesserung, packen wir es an, Öffnung der Pforten, ja, es seien ja schließlich Europa, die Nato gewesen, die den Krieg in Libyen begonnen hatten. Lasst sie alle rein.

Die Migranten, die seit dreißig bis zehn Jahren in Palermo leben, sind großenteils seit circa drei Jahren arbeitslos, sie selbst sagen, das Boot sei voll. Der Ghanaer, seit mehr als dreißig Jahren hier, zweiundsiebzig Jahre alt: eine Pension, Unterstützung vom italienischen Staat, der Kommune? Was für eine Frage! Ein Witz?!

Ein anderer sagt: in Schwarzafrika schlachten sich die Völker ab, es herrschen Despoten, beuten die Bevölkerung aus. Die Nato? Was ist das? Die Schwarzen sterben, Stichwort Regierungsgewalt gegen die Bevölkerung, und wer hilft, vielleicht eine kleine Einsatztruppe, die blaue Helmchen zum persönlichen Schutz trägt. Eine Militärintervention, wie sie in dem Erdöllieferanten-Staat Libyen derzeit stattfindet, warum? Die müssen doch ihre Wildheit ausleben. Und wieder sind es nur kirchliche Organisationen, die helfen. Was aber bleibt in einer zerrütteten Gesellschaft zurück, wenn der heilige Franz von Assisi hilft, wenn lediglich die Caritas sich um die Flüchtlinge kümmert: Francesco Cultrera, Jesuit in der Casa Professa in Palermo, Ballarò, sagt: Der Außenminister hätte gar nicht nach europäischer Hilfe brüllen müssen, es sind sowieso die Caritas oder andere kirchliche Einrichtungen, die helfen und weniger der Staat. Freiwillige, ehrenamtlich Arbeitende, vermutlich Arbeitslose, die den katastrophalen Zustand italienischer Zivilpolitik ausgleichen wollen oder müssen, weil ja nichts tun, sich im Curriculum nicht so gut macht. Ja, was bleibt oder was kommt? Der Glaube! Jesus (bitte in Englisch lesen), Jesus! Es ist die Nähe zum Retter und wenn der Retter der Teufel wäre... Es gibt niemanden, der die Nächstenliebe für sich alleine beanspruchen kann.

Geht da hin, wo die Probleme entstehen, seht, wie es hier in Palermo zugeht. Hier ist einer der ersten Berührungspunkte Europas mit dem Fremden. Ein Kontinuum des Zivilisationsprozesses, ein Kontinuum von Bildung und Meinungsfreiheit. Solange das so ist, zieht sich das Kontinuum lang und länger. Die Globalisierung ist nicht bloß das Internet oder der Billigflug, Armut reist langsam, kommt über das Meer, nicht auf dem Luftweg. Die schnelle Lösung zerstört und hilft vielleicht nicht mal heute oder morgen. Für übermorgen gilt: der Lösungsweg es ist ein langer, ein weiter.

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