Einen Tag als Pressefotograf

Ich hatte gestern die ehrenvolle Aufgabe, als Pressefotograf entsandt worden zu sein, das Tagesgeschehen rief! Während sich Marta in Caltagirone aufhielt, habe ich mich auf ihren Wunsch hin zur Buchhandlung Mondadori aufgemacht, um dort eventuelle Ausschreitungen fotografisch festzuhalten, denn sie sollte einen Artikel zu diesem Ereignis verfassen. Ich erwartete eine Gruppe von Linksextremen und vielleicht eine kleine Gruppe von Rechtsextremen, was geschah übertraf bei weitem meine Erwartungen: E tutto questo per un libro! Und all das wegen eines Buches. Domenico Di Tullio, der offensichtlich neofaschistische Autor des Buches Nessun Dolore, Kein Schmerz, präsentierte nicht nur sich und das Buch, sondern auch einen Vertreter des Themas, dem neofaschistischen Phänomen Casa Pound, Gianluca Iannone, tatsächlich ist der Autor der Gründer von Casa Pound, wie mir gerade Marta zurief. Die Casa Pound ist eine Organisation von Neofaschisten, die in Rom, in einem multikulturellen Viertel, ein Haus besetzt hält, dort zusammenkommt und organisiert. Der Name beruft sich auf Ezra Pound, einen amerikanischen Poeten und Fürsprecher Mussolinis, der sich auch nach dem zweiten Weltkrieg nicht vom Faschismus distanziert hat und die Meinung vertrat, der amerikanische Kapitalismus, dessen Wurzeln er „dem Juden“ zusprach, sei verantwortlich für den zweiten Weltkrieg. Er wurde neunzehnhundertfünfundvierzig in Gefangenschaft genommen und erst durch Fürsprache eines gewissen Ernest Hemingway freigelassen.

Während ich mich vor dem Verlagsbuchhandel Mondadori, der von der Linken boykottiert wird, da der Verlag sich in den Händen Berlusconis befindet, positionierte, sprach ich einen Ordnungshüter an, der mich über die Situation aufklärte: Qui si trova l’estrema destra, lì si trova l’estrema sinistra. Hier die Rechtsextremen, dort die Linksextremen. E Lei invece? Und Sie, wo befinden Sie sich. In mezzo! Dazwischen! Tatsächlich hatten sie die Aufgabe, die Rechtsextremen vor Übergriffen der Linksextremen zu schützen. Es begann ganz banal, bis nach einem Steinwurf von Seiten der Linken, so ich die Situation richtig einschätzte, Tränengaspatronen in den Reihen der Linken landeten. Daraufhin attackierte die Linke den Schutzschild, reagierten die Ordnungshüter, Barrikaden wurden errichtet. Plötzlich befand sich ein Feuerwehrfahrzeug in mitten der Linken und diese skandierten im Rhythmus der White Stripes, Accettiamo solo i pompieri. Wir akzeptieren ausschließlich die Feuerwehr. Der Pressefotograf verwandelte sich zurück in den Reisehalbleiter, hatte genug vom Tagesgeschehen. Dann kam die Rettung und ich konnte mich anderen Dingen zuwenden.

 

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