Löschzwerg in Ratisbona

Die Ratisbona ist keineswegs eine Artverwandte oder Gegenspielerin des Rattus rattus, der gemeinen Hausratte, sondern der italienische Name für die schöne Stadt Regensburg. Die Italiener haben ja für manch eine Stadt in Deutschland einen skurril anmutenden Namen: Frankfurt heißt der starke Frank (Francoforte), München ist Monaco und, weil man es mit dem Steuerparadies im Süden Frankreichs verwechseln könnte, wird die Stadt genauer Monaco di Baviera genannt. Mainz ist nicht Mainz, wie es singt und lacht, sondern Magonza. Trier nennt der Italiener Treveri, womit wir schon fast bei dem schönen Trevi-Brunnen in Roma wären.

Die Italiener, wie jeder weiß, waren mal die Römer und die siedelten überall südlich des Limes. Nun könnte der Historiker oder auch der Kulturwissenschaftler einwenden: Die Italiener sind doch nicht mit den Römern gleichzusetzen! Sicher, aber der Übergang vom Römischen Reich zu Italien ist ein fließender, historischer Prozess. Die Lateinlehrerin des Reisehalbleiters schrieb die Buchstaben I, T, A, L, I, E und N an die Tafel, grinste erwartungsvoll und vertauschte sie. Was kam dabei heraus? L, A, T, E, I, N! Toll nicht?!

Die Römer nannten das Mittelmeer mare nostrum (unser Meer), weil sie es fest umschlossen hielten und kein Interesse hatten, nördlich des Limes zu siedeln. Das Mittelmeer wollten sie schließlich nicht umbenennen in Meer des Südens. Das übernahmen in einer anderen Weise später die wohlhabenden, arbeitsbegeisterten Nordlichter. Mit ihren Schiffen schauten sich die Römer auch im Norden um, sicher. Sie betrachteten das Land längs der Weser, die sie Visurgis nannten, sahen aber nur Moor oder besser gesagt Torf. Auf die Idee, das ganze Land trocken zu legen und im Ofen zu verheizen, kamen sie nicht. Vielleicht hatten sie auch überhaupt keine Lust dazu. Warum auch? Schließlich wächst dort kein Vinum. Sie ließen also die Weser links liegen und überließen den Frisoni diese mühselige Aufgabe. Womit wir auch schon bei dem Grund wären, warum Bremen im Italienischen nicht Brembona oder so heißt, sondern einfach nur Brema. Dort wo sie nicht für die Besiedlung verantwortlich waren, bauten sie logischerweise auch keine Städte, so dass sie auch keinen lateinischen Namen für diese Städte hatten. Andere Städte in Deutschland hingegen tragen den lateinischen Namen mit Stolz, sodass wir wissen wovon die Kölner reden, wenn sie Viva Colonia rufen (nicht zu verwechseln mit dem heutigen, italienischen Ausdruck für Kolonie).

Der Autor dieser Zeilen will aber nicht abschweifen, was er natürlich getan hat (in Regensburg gibt es eine Weinhandlung, die sich Rehorik nennt, verkürzt gesagt: alles eine Frage der Rehorik). Regensburg ist eine wundervolle Stadt, vielleicht auch, weil sie die nördlichste aller italienischen Städte genannt wird. Die Menschen in Regensburg sind offen für Neues, für Kaffee-Zubereitungsarten, die ihren Ursprung südlich der Alpen haben. Sie sind aber auch offen gegenüber Dingen und Menschen, die aus dem Norden, von der Visurgis oder der Albis (Elbe) kommen. Sie laden dich zu einem Sprizz ein, sie unterhalten sich mit dir, sie diskutieren mit dir. Kurz: Sie heißen dich willkommen. Regensburg ist eine reiche Stadt, reich an Herzenswärme und reich an pecunia. Inwieweit ein Zusammenhang besteht, zwischen diesen unterschiedlichen Formen des Reichtums, sei dahingestellt.

Warum der eine Fluss, Regen, maskulin ist, die Donau (Danubia) aber feminin, das hat sicherlich auch mit den alten Römern zu tun.

Die Regensburger in der CAFÉBAR nennen Fernet Menta, eine mit Minze ergänzte Variante von Fernet Branca, Grütze und sagen, weil sie eben doch Bayern sind nicht in vino veritas, sondern in Berghammer hell veritas. In diesem Sinne: Ein Skål auf Ratisbona!

PS: Ich bitte die schlechte Qualität der Fotos zu entschuldigen, aber der Haus- und Hoffotograf hat nun ein Festbrennweiten-Objetkiv und ist, was die Fotokunst betrifft, auf dem Weg, eine Stufe höher (Stichwort Blende, Tiefenschärfe) zu klettern.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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