Massimo

Quir heißt das kleine Lederwarenkunsthandwerk anbietende Geschäft unweit der Piazza Ballarò. Die Inhaber: Massimo und Gino, das wohl bunteste Paar in Palermo. Quir? Ma è un gioco di parole?! Ja, das soll ein Wortspiel sein. Nur versteht es kaum einer, sagt Massimo gebürtiger Römer und Wahlpalermitanerin. Der Name des Betriebs bezieht sich einerseits auf die Queer-Bewegung (entgegen sexueller Normen), andererseits auf das französische cuir für Leder. Man akzeptiert Kreditkarten. Tatsächlich passiert es gelegentlich, dass Kreuzfahrttouristen hier stranden und sich eine schöne, handgefertigte Ledertasche oder ein buntes Lederportemonai kaufen.

Massimo war bei der diesjährigen Pride-Parade, die den Palermitanern wenigstens für sechs bis zehn Stunden eine sexuelle Befreiung ermöglichte, die Mamissima, Maskottchen. Gino, Massimos Lebenspartner, hingegen spielte den Papissimo. Mit Anzug und Kleid, verziert mit etlichen Mädchenpuppen, bildeten sie die Vorhut der Pride. Später erzählte Massimo, dass die Veranstalter für jede Kreuzung, die durch die Polizia “gesichert” wurde, 30 Euro berappen mussten. Dabei hat dieser Service der Ordnungshüter noch nichtmal funktioniert.

Für das Radiofeature Ballarò: Polyphonie im Süden führte ich ein Interview mit Massimo. Sehr bewegend, mit welchen Problemen die beiden im Ballarò konfrontiert wurden. Es wurden Unterschriften gesammelt, um dieses Paar aus dem populären Stadtteil zu vertreiben. Erst als sie eine fingiert offizielle Heiratszeremonie feierten, wurden sie akzeptiert. Auf die Frage, ob ich das Interview übersetze, bejahte ich. Und von was für einer Sprecherstimme läßt du mich vertonen, von einem Mann oder einer Frau? Gute Frage!

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