PAF: Die hippste aller Städte

 

 

 

 

 

 

 

 

Natalie steht mit beiden Beinen voll im Leben. Sie weiß, was sie will, trägt keine Maske, strahlt ein herzliches, natürliches Selbstbewusstsein aus, ohne sich zu verstellen, toll.

Sie hat Glück, sie lebt in der hippsten aller Städte. Im tiefen Bayern, wo alles noch so ist, wie es sich andere wünschen: Die guten alten Zeiten, in denen Praktikanten Angestellte mit Pflichten und Rechten waren, ihre Arbeit taten und dafür entlohnt wurden: knapp 700 Euro. Chapeau Stadtgemeinde Pfaffenhofen! Recht die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu entlohnen. Viva Bavaria!

Viva Bavaria! Man tummelt sich im Biergarten, isst ohne mit der Wimper zu zucken Fleisch in Unmengen. Die Wurst wird gezutzelt, in Scheiben geschnitten oder in kleinerer Form ordentlich gegrillt und mit Kraut verfeinert und gefuttert. Nirgendwo hat das Schwein eine größere Existenzberechtigung als im schönen Bayern. Die Haus- und Hofschlachterei der Gemeinde beschäftigt mehr Angestellte als die Hachez-Chocolatier-Fabrik in Bremen.

Bayern ist für jede Schweinerei zu haben. Man stellt Maibäume auf. Sie sind das Symbol männlichen Stolzes. Der Kranz auf der Spitze das weibliche Pendant zum Baum: Pornographie in und um Pfaffenhofen herum. Richtig ekstatisch wird der Akt, wenn die Frauen um den Baum tänzeln. Sie halten Bänder, die sich in der „Baumkrone“ verfangen haben und stellen auf diese Weise die Irrungen und Wirrungen zwischen Mann und Frau dar. Bayern ist nicht Italien. Katholisch? Sicher! Aber bevor Mann und Frau einander finden, steht und tanzt der Bayer, aber richtig. Survival of the fittest in Pfaffenhofen. Es soll ja schließlich Spaß machen.

Mit sehr viel Charme erklärt Natalie die bayrische Tradition, die der Kocheler Komiker als Corona Bavaria bezeichnete. Danke, auch wenn sie das ganze Spiel nicht als Corona Bavaria kennt. Nichtsdestotrotz, zu dem Thema keine Recherche, daher nur eine Mutmaßung: Corona muss wohl damit zu tun haben, dass die Bayern bei ihren ekstatischen Parties mächtig einen in der Krone haben und sich womöglich gar nicht erinnern, worauf sie sich in der Ehe einlassen.

Wie dem auch sei, Pfaffenhofen ist die hippste aller Städte. Herr Hipp rührt nicht nur seinen Baby-Brei, er ver- und umsorgt auch die Bedürftigen. Er ist der Vorsitzende der Pfaffenhofener Tafel, wo auch immer sie sich verstecken, die Bedürftigen. Eine Stadt in der „Von der Hand in den Mund leben“ zum Slogan für einen Pralinen-Workshop wird, dort muss das pekuniäre Glück zuhause sein. Mister Hipp ist nicht nur sozial engagiert, sondern mischt auch kräftig im Kunstbetrieb mit, schafft abstrakte Kunst und erfreut nicht nur seine Angestellten, sondern auch die Besucher des Bürger-Service-Zentrums mit seiner Malerei. Danke für soviel Kunst.

In der Stadtbücherei gibt es zwei Bücher zu Pfaffenhofen: Verträumte Spaziergänge zu Nymphen an der Allertau, ödes Schwadronieren eines Mannes, der im hohen Alter nochmal ein Buch schreiben will. Das zweite Werk: Pfaffenhofen zur Zeit der Nazis, das ist schon interessanter. Der Hauptplatz in Pfaffenhofen, wo heute junge Mädchen auf den Bänken Eis schlabbern und im Brunnen spielen, hieß mal Adolf-Hitler-Platz. Ein Geschäft, kann man dort lesen, führte diese Adresse noch bis in die Achtziger Jahre. Tradition ist eine teures Gut.

Viva Bavaria. Viva Pfaffenhofen, The international Awards Winner 2011 For Liveable Communities. Hat dieses PR-Projekt Natalie in die Welt gesetzt oder doch der Künstler, der sein eigener Mäzen ist? Oder wie sagte der Hipster Cannonball Adderley einmal: „Hipness is not a state of mind, it’s a fact of life.“ Hipp ist ein guter, angesagt eben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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