Ragazzi di strada

Die Sonne scheint auch heute. Drei Jungs spielen wie gewohnt in den Straßen von Palermo. Auf dem Weg zu Pippo „Seilbahn“ Caruso muss der Fahrgast eine kleine Treppe bewältigen. Dort spielen die Jungs Fußball nach ihren eigenen Regeln. Der Ball wird in Torwartmanier hoch gedroschen. In den meisten Fällen prallt er irgendwo ab und fliegt zurück zum Schützen. In Ausnahmefällen passiert es, dass der orange Ball nicht zurück will und sich in dem Vorhang eines Balkons einnistet. In diesen Fällen klettert der etwas größere Ragazzo die Hauswand hoch, zieht sich an dem Fenstersims hinauf, um schließlich an dem bösen Vorhang zu ziehen, so dass der Ball wieder ins Spielfeld zurück fällt. Prego, non c’è di che. Gern’ geschehen!

Der Caffè Stagnitta schmeckt auch am Sonntag ganz vorzüglich. Edmond, Tonnino und Karim grüßen herzlich, man plaudert ein wenig und genießt das gute Wetter. Das Los ist gezogen, der Gewinner erhält keinen Tabak, sondern den Fisch des Tages. Da der Tabakkonsum in der Piazza Ballarò aber dermaßen gestiegen ist, nutzt der Gönner und Feldforscher, seine Seilbahn, um zum Bahnhof zu gelangen: dort gibt es auch am Sonntag Frischware. Im Tabacchi angekommen erklärt er den beiden Individualtouristen Rosi und Margherita aus Berlin den Fahrkartenautomaten di Trenitalia, weist sie in die Tücken des Busbahnhofs ein und erklärt ihnen den Weg zum archäologischen Museum. Für diese Reisehalbleiterdienste legt Rosi einen Fünfer in die hohle Sandhand: mein erstes verdientes Geld vor Ort! Diese Quelle anzuzapfen ist mir schon vorher in den Sinn gekommen, liegt ja nahe. Demnächst wird es also auf diesen Seiten auch einen Dienstleistungslink geben, dort wird der Reisende  eine bunte Auswahl an Reisehalbleiterdiensten vor Ort finden. Merci! Da die beiden aber gar keine Internetaffinität besitzen, muss noch etwas anderes her: Visitenkarten oder kleine Flyer! Denn die Touristen vor Ort sind ja schließlich auch Ragazzi oder wie in diesem Fall Ragazze di strada, wenn sie nicht in irgendwelchen Museen herumschleichen. Also kommt, kommt, venite, venite, sono quà, hier bin ich! Für heute allerdings an meinem neu eingerichteten Arbeitsplatz auf der Terrasse, wo die Musik in den Straßen schallt. Buon divertimento, viel Spaß!

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