Palerminale: Einmal Steg, hin und zurück

Am frühen Morgen beobachtete ich eine Gruppe von österreichischen Touristen. Ich war mal wieder auf dem Weg zum Flohmarkt, ohne Erfolg. Die Reisegruppe hielt vor dem Palast Conte Federico. Drinnen, sagte die Führerin, lebe eine Österreicherin, die prompt ihre Balkontür öffnete und fröhlich grüßte. Man berichtete, sie sei ein Nachfahre von Friedrich II. Werde ich prüfen, wenn ich da mal klopfe. Auf dem Foto unten ist die nicht gerade prachtvolle Fassade gut zu sehen. Eine Frau aus der Gruppe fragte also mit dem mir inzwischen bekannten Wiener Schmäh: Schaut’s drinnen besser aus? Ich kicherte und ging meines Weges. Während die Touristen sich am Sonntag Fassaden, Kirchen oder auch den Ballarò anschauen, begibt sich der Palermitaner dorthin, wo ich ihn vermutete. Als ich vor einigen Jahren in Palermo an einem Sonntag ankam, schwor ich mir, nie wieder an einem Sonntag wo auch immer anzukommen. Ich fragte seinerzeit einen der wenigen Daheimgebliebenen, wo denn die ganzen Menschen seien. Er antwortete trocken: Mondello. Das kenne ich ja inzwischen, aber an einem Sonntag war ich bis dato noch nicht dort. Ich griff also zu meinem Freizeitgefährt, unternahm die übliche Strecke und vergnügte mich dabei königlich. Unten angekommen, traf ich den eloquenten Vittorio. Ich bewunderte seinen Porsche und befand mich plötzlich in einem sehr interessanten Gespräch. Abgesehen von seinem Diskurs zu dem ältesten Porschemodel, begutachtete er mein nicht ganz so historisches Fahrrad und meinte, es müsse sich um eine Bianchi, ca. fünfunddreißig Jahre alt handeln. Ich sagte, schön, da habe ich wohl wirklich ein gutes Geschäft gemacht. Er erzählte gleich von seinem Sohn, der in Venetien als Arzt arbeitet, während er sich als Advokat vorstellte. Hierin sah er auch den Grund, warum er soviel sprach. Victor, wie er sich auch nannte, gehört wohl dem Geldadel an. Ich begab mich an den Strand.

Wo noch vor drei Wochen einige wenige Menschen den Küstenstreifen zierten und nur ein Verrückter ein Bad nahm, sah man heute nur noch Menschenmassen und gar nicht wenige, die sich in die Fluten stürzten. Auf dem Hauptplatz wurden wilde Luftballonphantasien ausgespielt, die mobilen Händler an die Straße gedrängt, die Stamm-Bar war kaum zu betreten. Es gab nicht einen Ort der Ruhe. Als ich mich auf den Steg flüchten wollte, kamen mir Ponys entgegen. Wer mit allen beiden den fünfzig Meter langen Steg einmal rauf und runter galoppiert, spart einen Euro, statt zweimal drei, nur einmal fünf, viel Spaß! Ich griff Graziella und blies zum Rückzug. Am Foro Italico angekommen fiel ich fast vorne über, das gleiche Spektakel auch im Zentrum der Stadt! Mondello ist wohl zu klein geworden. Der Ballonverkäufer blieb ganz ruhig, mit dem Telefon in der Hand passiert Dir nichts! Stress kann man sich nur machen.

 

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