Reisejournalisten aus Finnland

Beim Verzehr eines Tellers Spaghetti al nero di seppia lernte ich zwei finnische Reisejournalisten kennen. Sie waren arbeitsteilig unterwegs. Der eine machte Photos, ohne zu fragen und ohne mit der Wimper zu zucken. Er lebt gefährlich in dieser Stadt, ist aber glücklicherweise eine Art Kampfzwerg. Er nutzte dabei das Masterweitwinkelobjektiv, denn er fotografierte seine Spaghetti und wollte den ganzen Teller draufhaben. Der andere war der Schreibende. Nach der Frage, ob Salvo auch mittags geöffnet habe, denn Ville Palonen, der Fotograf, wollte seine schwarzen Spaghetti noch mal bei Tageslicht fotografieren, entwickelte sich ein sehr netter Abend. Der Schreiber heißt Ilkka Karisto und erzählte mir sofort, da er vier Monate in Berlin lebte: Ja, ich weiß, das ist ein Frauenname, aber ich schreibe mich mit zwei K! Ich zeigte den beiden Jungs die einschlägigen Adressen, denn im Prinzip kannten sie nichts, schreiben und fotografieren für eine Zeitschrift, die sich Mondo nennt, haben aber nur sechs Tage Zeit, Sizilien zu erkunden. Da nehme ich mir etwas mehr Zeit, Reisehalbleiteranspruch! Ich zahlte mein Abendmahl, zückte die Kreditkarte: No, funktioniert nicht. Auf diese Weise sparte ich fünf Euro, denn ich hatte nur zwanzig bei mir und führte die Jungs in die Taverna Azzurra.

Heute stand ich auf meiner neuen Dachterrasse und mir kam nichts Besseres in den Sinn, als mich als Gärtner und Putzkraft zu verdingen. Ich beschnitt Sträucher, entfernte Laub und schrubbte das Deck. Nach dieser harten Arbeit beschloss ich, mir zu Mittag ein Paar Tintenfische zu gönnen. Ich grüßte einen polnischen Souvenirverkäufer, der allerhand im Angebot hatte. Wie leicht es doch ist, ein Ehrenkreuz zu erhalten, wie damals. Eher zufällig landete ich bei Zia Pia nahe der Vucciria und genoss zunächst eine selbst zusammengestellte Auswahl an Vorspeisen und bekam dann meine Tintenfische. Ich machte noch einige Besorgungen. Jedes Mal, wenn man umzieht, muss man sich irgendwelche Dinge anschaffen, die notwendig sind, eine Klemmlampe für die Küche zum Beispiel. In der Via Porta di Castro schätzt man indirektes Licht, der Koch hingegen benötigt direktes Licht. Spaghetti al tonno warten, Buon Appetito!

 

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