Trunken vor Glück

Edmond saß mit seinem Neffen auf der Piazza Ballarò. Nino, Sizilianer, ist der Mann seiner Nichte aus Ghana. Sie verbindet der Glaube an Gott. Mit dem Heftchen La Domenica teilen sie die Liebe zu Jesus und zu sich, lesen sich noch nach dem sonntäglichen Zeremoniell Abschnitte gegenseitig vor. Mit einer gigantischen Auflage wird es in nahezu allen Kirchen Siziliens verteilt. Stets beinhaltet es den Verlauf der Messe, stets lässt sich ein Auszug der Bibel darin finden, nur ein kleiner Teil der Messe wird von dem entsprechenden Pfarrer personalisiert. Man kann dort nachvollziehen, wann der Gläubige sitzen zu bleiben hat, wann er aufzustehen hat. Ob die beiden vom Weihrauch benebelt oder einfach nur trunken vor Glück waren, das war nicht nachzuvollziehen. Sie hatten die Messe in der Chiesa del Gesù verfolgt, da war wohl mehr los als in der Chiesa Carmine.

Statt Einkäufe zu tätigen, betrat der Reisehalbleiter also die Kirche an der Piazza Carmine, die mit ihrem Markt für gewöhnlich soviel Action bietet, dass Sakrales links liegen bleibt. Auch hier: die Messe. Anwesend: zwölf Fedeli. Trotz massiver Wände ließ sich das Markttreiben auch am Sonntag nicht aus der Kirche heraushalten. Un Euro, tutto un Euro hallte es durch die schwere Holztür. Linkerhand, während die Messe gelesen wurde, richtete der Küster oder wer auch immer die Kirchenglockenreißleine. An ihm vorbei erschloss sich ein wunderbarer Kreuzgang, in dem eine Gruppe internationaler Studenten Alle Fische fliegen hoch spielten. Farfalla, Schmetterling, rief eine, alle sprangen hoch und zeitgleich schlug es elf Uhr, einige lachten, ich ging meines Weges, traf Marta mit ihrer Mutter. Wir sammelten den Vater ein und spazierten über den Flohmarkt. Das Mittagsmahl bei Totò in der Vucciria war gut, die Organisation mangelhaft, dadurch hatten wir eine Menge Zeit uns zu unterhalten, wunderbar. Emilio ließ sich überzeugen, noch einen Gang durch die Vucciria in den renovierten Yachthafen zu machen, die Mädels ruhten sich zu Hause aus.

Heute Abend wartet das ballarotische Afrika, Waka Waka, der südafrikanische WM-Soundtrack, erfreut sich hier großer Beliebtheit. Bei der Atmosphäre hört sich der Song sogar ganz gut an.

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