Und plötzlich tobt das Meer

Die Touristen kennen das Meer. Sie mieten sich eine Strandliege und einen Sonnenschirm. Sie nehmen ein Sonnenbad, sie nehmen ein Bad im Meer. So verläuft der Tag. Der Horizont ist eine Konstante, der Blick stets geradeaus gerichtet. Wenn das Wetter dann mal nicht mitspielt und der Urlauber eine ganze Woche nur Regen hat, ja dann sagt man eben: Pech gehabt.

Wer in der Nebensaison in den Süden reist tut das bewusst. Er vermeidet die Massen und lebt das Risiko, Pech zu haben mit dem Wetter. Das Wetter gibt es im Übrigen nur für den Urlauber. Der Einheimische wird gefragt: Ja, wann scheint denn wieder die Sonne? Wann wird das Wetter besser?

Der Reisehalbleiter sitzt inzwischen wieder in der Sonne. Der Monsunartige Regen, der Anfang der Woche in dem Gewächshaus der Lourdas-Bucht (hier wachsen Bananen!) niederging, hat ihm aber einen Eindruck davon gegeben, wie es ist, wenn sich kein Strandurlauber in dem kühlen Nass tummelt, plötzlich nur noch das Land, das Meer und die Einheimischen da zu sein scheinen: Das Meer wird zur Bedrohung, reißt Steine und Geröll mit sich. Der Himmel blitzt, es donnert, dass die Götterwelt der alten Griechen wieder ganz lebendig ist. Das Meer liefert nicht mehr den erhofften Geldregen der Touristen, ist nur noch Naturgewalt.

In Zeiten der Krise fragt sich der Reisehalbleiter, wie es einem Land, welches derart vom Tourismus lebt, gelingen kann zu überleben. Ein halbes Jahr kommen Engländer, Deutsche, Schweizer und andere in den Süden. Da hat alles reibungslos zu klappen: Bedienung! rufen sie. Ist schließlich mein Geld! Die Reiseveranstalter aus Deutschland oder Großbritannien verdienen kräftig mit. Das machen die Griechen also die Saison über und wenn sie vorbei ist?! Ja, dann werden viele arbeitslos oder kümmern sich um das wenig lukrative Geschäft der Olivenernte. Für das leckere Öl wollen wir ja auch nur 2,99 Euro zahlen.

Die große Anzahl der Staatsbeamten hin- oder her. Ist die Tatsache, dass die Nordlichter nur im Sommer Geld in den Süden tragen, während die Griechen den Mercedes, den sie nutzen, um die Touristen umherzufahren, das ganze Jahr abbezahlen, nicht viel bedeutender. Muss der gewillte Europäer nicht vielleicht akzeptieren, dass  er für sein europäisches Urlaubsparadies in den Topf des EU-Länderfinanzausgleichs zahlen muss? Zu kurz gedacht? Investieren?

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