John, living in Palermo, tells a joke

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PAF: Die hippste aller Städte

 

 

 

 

 

 

 

 

Natalie steht mit beiden Beinen voll im Leben. Sie weiß, was sie will, trägt keine Maske, strahlt ein herzliches, natürliches Selbstbewusstsein aus, ohne sich zu verstellen, toll.

Sie hat Glück, sie lebt in der hippsten aller Städte. Im tiefen Bayern, wo alles noch so ist, wie es sich andere wünschen: Die guten alten Zeiten, in denen Praktikanten Angestellte mit Pflichten und Rechten waren, ihre Arbeit taten und dafür entlohnt wurden: knapp 700 Euro. Chapeau Stadtgemeinde Pfaffenhofen! Recht die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu entlohnen. Viva Bavaria!

Viva Bavaria! Man tummelt sich im Biergarten, isst ohne mit der Wimper zu zucken Fleisch in Unmengen. Die Wurst wird gezutzelt, in Scheiben geschnitten oder in kleinerer Form ordentlich gegrillt und mit Kraut verfeinert und gefuttert. Nirgendwo hat das Schwein eine größere Existenzberechtigung als im schönen Bayern. Die Haus- und Hofschlachterei der Gemeinde beschäftigt mehr Angestellte als die Hachez-Chocolatier-Fabrik in Bremen.

Bayern ist für jede Schweinerei zu haben. Man stellt Maibäume auf. Sie sind das Symbol männlichen Stolzes. Der Kranz auf der Spitze das weibliche Pendant zum Baum: Pornographie in und um Pfaffenhofen herum. Richtig ekstatisch wird der Akt, wenn die Frauen um den Baum tänzeln. Sie halten Bänder, die sich in der „Baumkrone“ verfangen haben und stellen auf diese Weise die Irrungen und Wirrungen zwischen Mann und Frau dar. Bayern ist nicht Italien. Katholisch? Sicher! Aber bevor Mann und Frau einander finden, steht und tanzt der Bayer, aber richtig. Survival of the fittest in Pfaffenhofen. Es soll ja schließlich Spaß machen.

Mit sehr viel Charme erklärt Natalie die bayrische Tradition, die der Kocheler Komiker als Corona Bavaria bezeichnete. Danke, auch wenn sie das ganze Spiel nicht als Corona Bavaria kennt. Nichtsdestotrotz, zu dem Thema keine Recherche, daher nur eine Mutmaßung: Corona muss wohl damit zu tun haben, dass die Bayern bei ihren ekstatischen Parties mächtig einen in der Krone haben und sich womöglich gar nicht erinnern, worauf sie sich in der Ehe einlassen.

Wie dem auch sei, Pfaffenhofen ist die hippste aller Städte. Herr Hipp rührt nicht nur seinen Baby-Brei, er ver- und umsorgt auch die Bedürftigen. Er ist der Vorsitzende der Pfaffenhofener Tafel, wo auch immer sie sich verstecken, die Bedürftigen. Eine Stadt in der „Von der Hand in den Mund leben“ zum Slogan für einen Pralinen-Workshop wird, dort muss das pekuniäre Glück zuhause sein. Mister Hipp ist nicht nur sozial engagiert, sondern mischt auch kräftig im Kunstbetrieb mit, schafft abstrakte Kunst und erfreut nicht nur seine Angestellten, sondern auch die Besucher des Bürger-Service-Zentrums mit seiner Malerei. Danke für soviel Kunst.

In der Stadtbücherei gibt es zwei Bücher zu Pfaffenhofen: Verträumte Spaziergänge zu Nymphen an der Allertau, ödes Schwadronieren eines Mannes, der im hohen Alter nochmal ein Buch schreiben will. Das zweite Werk: Pfaffenhofen zur Zeit der Nazis, das ist schon interessanter. Der Hauptplatz in Pfaffenhofen, wo heute junge Mädchen auf den Bänken Eis schlabbern und im Brunnen spielen, hieß mal Adolf-Hitler-Platz. Ein Geschäft, kann man dort lesen, führte diese Adresse noch bis in die Achtziger Jahre. Tradition ist eine teures Gut.

Viva Bavaria. Viva Pfaffenhofen, The international Awards Winner 2011 For Liveable Communities. Hat dieses PR-Projekt Natalie in die Welt gesetzt oder doch der Künstler, der sein eigener Mäzen ist? Oder wie sagte der Hipster Cannonball Adderley einmal: „Hipness is not a state of mind, it’s a fact of life.“ Hipp ist ein guter, angesagt eben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Blümchenkleid in Hirnkirchen

 

 

 

 

 

 

 

 

Wer an einem Feiertag in der Fremde sich auf ein Fahrrad setzen mag, der nimmt, was da ist. In diesem Fall setzt sich der Reisehalbleiter auf ein wunderschönes Damenfahrrad der Marke Peugeot. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, handelt es sich dabei um ein bei einer Auktion ersteigertes Fahrrad für zwei, ja zwei Euro. In besonders zivilisierten Ländern oder besser gesagt in besonders reichen Ländern ist unüblich, sich um das Alte zu kümmern. In einer Zeit von immer schneller werdendem, technischen Gerät verliert das Alte schnell an Wert, sagt man. Was für rechnende Geräte gilt, muss aber nicht auch für alles andere gelten. So auch nicht für dieses Damenfahrrad. Das von der bayrischen Polizei 1978 geprüfte und gegen Diebstahl registrierte Modell ist sicher noch ein paar Jahre älter und es fährt, die grundlegende Idee des Fahr-rades.

Erfragt man zwei Rennradfahrer den Weg nach Au an der Hallertau, kommt wie so häufig die Frage: Damit? Nun, die beiden Herren sind nicht unsympathisch und weisen den Weg, dass sie Mitleid bekunden, ist allerdings unangemessen. Denn, wer sich auf eine kleine Fahrradtour von 45 bis 50 Kilometer begibt, wie ein, wie man so sagt, Affe auf dem Schleifstein sitzt, der hat plötzlich ganz viele Erinnerung und denkt zurück an die Kindheit. Als Kind, es mag heute noch so sein, ist es nicht wichtig, was für ein Fahrrad man hat, sondern, dass man ein Fahrrad hat. Wie so oft wird mit dem Alter immer wichtiger, was man für ein Modell von einem Auto, von einer Wohnung, von einem Haus, von einem Computer oder was auch immer hat. Sicher, oft hat es auch mit Komfort zu tun und will im höheren Alter nicht als Affe auf der Landstraße auffallen. Wie dem auch sei, das Alte kann gehütet und gepflegt werden. So kann man eine Espresso-Maschine, dessen Henkel abgebrochen ist und der nicht zu verschweißen ist, weil genietet, mit einer eleganten Norma-Schelle wieder herrichten. So kann man ein schönes Waschbecken pflegen und hüten, der Retro-Look kommt ja eh zurück. Und so läßt sich auch das Autofahrtabenteuer in einem alten Bully zu fahren jederzeit neu aufleben lassen. Etwas altes pflegen heißt in diesem Fall allerdings nicht, sich in jungen Jahren, um sich die Hörner abzustoßen und die vielleicht letzte Freiheit seines Lebens in einem gerade noch über den TÜV rübergebrachten Bully in den Süden zu eiern und ihn dann, oft nach kurzer Zeit links liegen zu lassen. Da lobe ich mir die Tüftler, die Autos konservieren, in dem sie die Vierbeiner pflegen und hegen, Zündkerzen wechseln und ähnliche Dinge tun, die der Reisehalbleiter wohl nie beherrschen wird.

Rapsfelder links und rechts, Hopfen hier und da, Objektivwechsel in Hirnkirchen. Fröhlich radelt der Halbleiter das Gefährt, erinnert sich an Zeiten, als Frauen in Blümchenkleidern statt in Wurstpellen Fahrrad fuhren, wie einst Wiglaf Droste anmerkte. Nichts gegen die Wurstpelle, aber eine Laudatio an das Blümchenkleid! Der Weg nach Au führt über eine mäßig befahrene Bundesstraße, Fahrradwege nicht vorhanden. So wie einst, könnte man meinen, als das Fahrrad in den Zeiten des Wirtschaftswunders an Bedeutung verlor, die Männer nach Höherem, Schnellerem strebten und nur Kinder und junge Frauen auf Fahrrädern unterwegs waren. Sie trugen immer bunt, vielleicht, um nicht totgefahren zu werden. So zumindest in Filmen, in den ersten Folgen von Tatort. Oftmals deutete schon das am Wegesrand liegengebliebene Fahrrad auf das aufzuklärende Verbrechen hin, der böse Mann. Vorbei geht es an Wäldern, wie man sie aus Es geschah am helllichten Tag kennt…

Bavaria wirkt stets modern, weil wirtschaftlich so stark, so angepasst an Solartechnik, aber es ist auf seine Weise auch rückständig, andere würden sagen, traditionell. Da stellen sie einen Maibaum auf und zelebrieren eine Tradition, die an anderer Stelle auf diesen Seite aufgegriffen werden mag. Die Dorffeuerwehr stellt ohne akute Gefahr Schilder auf wie Vorsicht Ölunfall, um die Geschwindigkeit der vorbeifahrenden Autos zu drosseln und so gesehen bei der Hinfahrt nach Au an der Hallertau. Und was muss der Reisehalbleiter auf dem Weg Rückweg hören? Fahrn’s vorsichtig, do is ne Ölspurn. Was vorher noch trickreiche Phantasie war, ist plötzlich Realität. Die Autos fahren Umwege, die sonst andere der Ortskenntnis wegen gehen, doch sie grämen sich. In Frankreich sagt man forcer la fortune, was für gewöhnlich mit das Glück herausfordern übersetzt wird, aber ist die fortune immer nur das Glück, fragt sich der im Kloster Schleyern Apfelsaftschorle schlabbernde Schlucko und grübelt: Hirnkirchen?!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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„Ich will in die Berge!“

Titel für diesen Artikel gäbe es zur Genüge: „Mit dem Hollandrad in die Berge“, „Wer zu früh kommt, den bestraft das Leben“ oder auch „Bayrisch-Bluesig-Frech“. Der jetzt gewählte kommt ausnahmsweise ohne Ironie aus. Da ist einfach nur der Wunsch, etwas anderes zu sehen als die Tiefebene Bremens oder Kiels. Die geschätzten Leser könnten vermuten, der Reisehalbleiter kenne die Berge nur aus Filmen und hat nicht die physischen Kompetenzen, um einen Berg hoch zu wandern (Hollandrad in den Bergen), da er – wie so manch einer sagt – eben ein „Fischkopf“ ist. Über die körperliche Konstitution kann man streiten. Die Berge kennt er, seit die Großmutter ihn in die Schweizer Alpen führte, mit dem Onkel auch schonmal am Walchensee war und überall, wo er unterwegs ist, nicht den Ehrgeiz hat, einen Berg zu erklimmen, sondern einfach nur große Lust.

Wer mit dem Bayernticket einen kleinen Tagesausflug machen will, das steht fest, wird als Frühaufsteher (sic!) bestraft, es gilt erst ab 9 Uhr, nur Feiertags gilt es schon früher. Montag, der 30.4.2012, ist zwar ein sogenannter Brückentag, halb Bayern verzichtet darauf, einer Beschäftigung nachzugehen. Es ist sozusagen ein Halb-Feiertag. Was bleibt einem also anderes übrig als sich zu grämen und eine Normalfahrkarte zu lösen. Preis: 22,80 Euro, einfach, statt 29,- hin und zurück.

Angekommen in Kochel am See begibt sich der Halbgeleitete zunächst zur Touristeninformation. Die Masse der mit Meindl, Wanderstock und Thermohosen ausgestatteten Wanderer und Halbwanderer ist geleitet, hat sich vorab informiert. Sie nimmt also gleich den auf die Ankunft des Zuges abgestimmten Bus und eilt direkt zum Walchensee, der zweihundert Meter höher liegt als der Kochelsee und tschüß. Der Reisehalbleiter hingegen hat Zeit und unterhält sich, wie er so gerne tut, mit den Menschen vor Ort. Katja von der Touristeninformation kommt zwar aus Leipzig, kennt sich aber aus. Der Bus ist Weg, der nächste folgt zwei Stunden später. Warten ist nicht des Reisehalbleiters Tugend. Vorschlag: “Es gibt da einen Trampelpfad (immer am Zaun entlang), dann die alte kaum befahrene Straße nehmen, hin zum ersten Elektrizitäts-Wasserkraftwerk Deutschlands (man nutzte schon früh den Höhenunterschied der beiden Seen, um Energie zu gewinnen), dort einkehren. Die Curry-Wurst-Pommes ist gut. Dann von der Rückseite den Herzogstand (1731 m) erklimmen. Ja, den Pionier-Weg kann man laufen. Ein Bekannter hat mal die ganze Tour gemacht, war am Abend völlig fertig. Der Gratweg? Da liegt Schnee, aber, wer geübt ist?” “Spätestens danach”, erwidert der Reisehalbleiter.

Alles nach Plan. Am E-Werk (604 m) lockt Stefan, der eher den Eindruck macht, nach Australien zu gehören, dort zu arbeiten und nicht im tiefen Bayern sesshaft zu werden, mit besagter Wurstspezialiät. Und tatsächlich: Ein Jahr machte er Work-and-Travel in dem Land der Traumpfade. Des Kellners Stundenlohn dort: 25 Dollar, ein Bier kostet derzeit kaum weniger. Ohne dort zu arbeiten, ist Australien der finanzielle Ruin für fast jeden Europäer. Heute rockt der angenehme Münchner die Besucher oder (noch) eher die Passanten mit ordentlichem Blues, bayrisch-bluesig-frech steht auf einem Holzbrett eingebrannt.

Der Aufstieg ist ein Traum: der Jocher-Höhen-Weg die Empfehlung nach der ersten Etappe Aufstieg: gemütliches Schlendern durch einen bayrischen Wald. Keine Menschenseele auf diesem Weg. Nur ein Jäger schießt zur Warnung an den Reisehalbleiter fünfmal in die Luft. Ein paar einsame Mountainbiker, die schieben. Das Mountainbike den Pionier-Weg tragen? Naa, sage ich, das würde ich nicht machen. Der Weg führt über Stock und Stein, vorbei an reißenden Bächen und Wasserfällen. Der Major Dr. phil. (!) hat ganze Arbeit geleistet. Ein verträumtes Tal ist die Verbindung zwischen dem einsamen Pionier-Weg und der Ski- und Massenwander-Schneise. Hier begegnet man sehr vielen Menschen, hier laufen sie den flotten, mit dem Auto befahrbaren Weg herunter.

Oben zeigt sich das Panorama auf den Walchensee, von der Rückseite das erste auf der Wetterseite.

„Dort angekommen empfehle ich das Panorama der Gaststätte und am Besten, man setzt sich nicht in die zweite Reihe, da sieht man das Panorama ja nicht. Also besser sich dazusetzen“, erinnere ich mich. Schleiche, ganz ermattet von der sechsstündigen Wanderung, herum. Ja, was soll’s. „Kann ich mich dazu?“ „Ja, sicher!“ Wer in einem bayrischen Biergarten kein Bier trinkt und keine 14 Jahre alt ist und Spezi schlabbert, bestellt sich eine Apfelsaftschorle. Erste Annäherungsversuche an den Mann und die beiden Frauen neben mir scheitern kläglich. Der Mann, hätte ich es doch geahnt, ist ein Einheimischer: „Mit den Schuhen über den Grat-Weg? Um diese Uhrzeit? Wir haben fast sechs Stunden gebraucht, sind bis zur Hüfte im Schnee versunken! Morgen, meinst du, sind hier mehr Leute, weil erster Mai ist. Morgen ist der Tag der Corona-Bavaria, aber das kennt ihr ja in Bremen nicht, morgen machen wir was ganz anderes als Wandern.“

Als das Schwergewicht bayrischer Grantigkeit sich kurz zurückzieht, fragt der Reisehalbleiter die Mädels: „Ist der immer so grantig?“ „Wieso?“

Flucht, weg, schnell. Die Abkürzung: „Erdrutsch, Matsch,“ sagt ein Anderer: mit den Schuhen net! Flucht, Flucht, weg, schnell. Was soll’s? Ab in die Seilbahn (6,70 Euro), weg, weg, weit weg von hier. Puh, durchatmen. Den Bus nehmen, weg, ganz schnell weg von hier. Der Bus, der dreimal am Tag fährt… Wenn ich den nehme, dann bin ich ja drei Stunden nach Hause unterwegs. Espresso bezahlt, Daumen raus. Die Rettung: Frank, Bernd und andere Kletterfreaks sind anders, sie sind Kocheler, aber anders. Es gibt weder die Kocheler, noch die Münchner oder die Männer…

„Der schwankt aber ganz schön, dein Bully, in den Kurven,“ sagt Frank. Der Autor dieser Zeilen erwidert: „Wenn man von der Fahrt nichts spürt, ist das ja kein Fahrgefühl.“ Die Gesellschaft im Bus lacht. Bernd: „Die da oben im Norden haben einen ähnlichen schwarzen Humor wie wir im Süden, aber dazwischen ist nichts.“ Wie dem auch sei, der Norden, der Süden…

17:01 Uhr Ankunft am Bahnhof, Abfahrt Zug nach München 17:03 Uhr, der Reisehalbleiter hat immer noch kein Bayernticket, keine Zeit. Ab in den Zug. „Fahren Sie mit dem Bayernticket, nehmen Sie mich mit? Ich war heute zu früh und jetzt zu spät, um mir eines zu kaufen.“ „Ja, machen wir, aber so eine komische Erklärung können Sie sich beim nächsten Mal sparen!“ Wie sich herausstellt wohnen die beiden (Gertraude und ihre Freundin, deren Name ich vergessen habe) in Regensburg. Wir unterhalten uns also nett und fahren, ohne dass ich etwas dazuzahle nach München. Danke!

In München warten vier Bulgaren auf ihrer Fahrt nach Nürnberg auf mich; was sie erst erfahren, als ich sie anspreche. Letchkov, Stoitchkov, wir erinnern uns an bulgarische Fußballer von Weltrang.

Der Zug nach Nürnberg ist kein gewöhnlicher, in anderen Bundesländern fährt ein solcher als InterCity durch die Landen, er ist übervoll, kaum Platz. Meine Sitznachbarin blättert in ihrem Arabisch-Wörterbuch nach „schlau, gewitzt“ oder, wie der Jungtrompeter einwirft: „gerissen“. Na, höre ich mich sagen: „fuchsig, wie man dieses Bayernticket nutzen kann“, schwinge mich, in Pfaffenhofen angekommen, auf das „bei-einer-Auktion-für-Zwei-Euro-erstandene-Fahrrad“, falle ermattet in den Tiefschlaf und träume nicht von der Corona-Bavaria, was auch immer das sein mag. Ich will es nicht wissen, es sei denn irgendwann erzählt es mir jemand mit Charme…

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Wortbildungslehre im Laden der Bilder

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Pinakothek der Moderne ist ein Ort der Ehrfurcht. Viele Menschen stehen da herum. Sie fragen sich (oder auch nicht), was das zu bedeuten hat: Pinakothek. Andernorts ist die Namensgebung ein Leichtes: Museum of Modern Art, Kunsthalle, Museo Nacional del Prado oder Musée du Louvre. Die Münchner sind da anders. Stets betonen sie den besonderen Status, den sie einnehmen: Bildung hoch, Geldbeutel voll, Sporttempel der Superlative, Champions League. Demut ist was anderes oder wie sagte ein griechischer Wirt im Franziskaner, welches sonderbarer Weise zu Löwenbräu oder umgekehrt gehört: Man muss Gott für alles dankbar sein.

Pinakothek ist ein Kompositum von Griechisch Pinakes (bemalte Weihegeschenke im alten Griechenland) und Griechisch Tékē (Aufbewahrungsort), frei übersetzt also der Laden der Bilder oder Bilderladen. Es stimmt schon, dass es komisch klingen würde: der Bilderladen der Moderne, der Neue Bilderladen oder der Alte Bilderladen. Die Bedeutung ist aber genau die.

Der Bayer hat ein besonderes Verhältnis zu den Griechen. Prinz Otto von Bayern wurde am 17. März 1832 zum Von Gottes Gnaden, König von Griechenland. Das Wappen wurde wie das bayerische ein blau-weißes, welches es noch heute ist. Bayern und Griechenland, ein blau-weißer Bund fürs Leben. Von BMW zur blau-weißen Nationalflagge der stolzen Griechen. Otto liebte die Architektur der alten Griechen und gestaltete halb München klassizistisch.

Die Pinakothek lockte mit “Frauen”, einer Ausstellung von Bildern Picassos, Beckmanns und De Koonings, die Frauen zeigten. Sowohl auf den Bildern als auch im Labyrinth des Museums zeigten sich neunzig Prozent Frauen. Die verbleibenden zehn Prozent waren einerseits Männer, andererseits abstrakte Pinselstriche ohne jede Sexualität.

Der Reisehalbleiter schlich durch die Flure, orientierungslos, betrachtete Bild für Bild von Frauen aus den Augen dreier ausdrucksvoller Künstler. Alles eine Frage der Perspektive dachte er sich. Bevor der Orientierungslose alle Säle durchgearbeitet hatte, war er schon im Ausstellungsladen und startete ein Quiz mit der sehr charmanten Angestellten. “Nicht alle Bilder, die hier ausgestellt sind, haben wir als Postkartenmotiv und nicht alle Postkartenmotive sind hier vertreten“, sagte sie. “Dieses nicht, oder? Und dieses? Und jenes?” Dreimal lag sie mit Nein richtig. Dann wurde der Reisehalbleiter gemein und zog einen Beckmann hervor, den er zuvor im Original gesehen hatte. Und dieses auch nicht!” Sie überlegte. „Nein.“ „Falsch. Hihi, entschuldigen Sie. Ich habe Sie auf die falsche Fährte gelockt. Welches ist denn Ihr bevorzugtes Bild?“ „De Kooning, Untitled Six, Raum sieben“, sagte sie. Ich schaute es mir an und sah nur bunt. „Ich verstehe es nicht, ich habe keine Orientierung beim Betrachten dieses Bildes.“ „Ach, Männer!“ Hörte ich sie sagen. „Immer wollen sie Orientierung und verstehen, statt einfach mal zu sagen: schönes Bild.“ „Aber was deutet darauf hin, dass es als Untitled Six (auch römisch eins bis fünf zeigten keine wirklichen Frauenmotive) in dieser Ausstellung hängt?“ „Tja“, erwiderte sie, „die Kuratorin hat sich dabei was gedacht.“ Der Reisehalbleiter überlegte und dachte an sein Zitat vom Vortag: Genauso wenig wie es die Italiener oder die Deutschen gibt, gibt es die Männer und die Frauen. Oder doch, oder wie, oder was?

Beim Verlassen des Saals wurden auch die Besucher zu einem Quiz eingeladen. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung fragte: Wie heißt die Kuratorin dieser, ihrer letzten Ausstellung in der Pinakothek der Moderne? Anzukreuzen: Carla Schulz-Hoffmann oder Carla Bruni-Sarkozy?

Was fällt einem dazu ein, außer: Mann, Mann, Mann.

Im Schaufenster Richtung Odeons Platz zeigte sich “EinHerz” von Britta Schmierer (1200 Euro). Schön, dachte sich der Reisehalbleiter und ging seines Umweges.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Klimahaus Pfaffenhofen

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Löschzwerg in Ratisbona

Die Ratisbona ist keineswegs eine Artverwandte oder Gegenspielerin des Rattus rattus, der gemeinen Hausratte, sondern der italienische Name für die schöne Stadt Regensburg. Die Italiener haben ja für manch eine Stadt in Deutschland einen skurril anmutenden Namen: Frankfurt heißt der starke Frank (Francoforte), München ist Monaco und, weil man es mit dem Steuerparadies im Süden Frankreichs verwechseln könnte, wird die Stadt genauer Monaco di Baviera genannt. Mainz ist nicht Mainz, wie es singt und lacht, sondern Magonza. Trier nennt der Italiener Treveri, womit wir schon fast bei dem schönen Trevi-Brunnen in Roma wären.

Die Italiener, wie jeder weiß, waren mal die Römer und die siedelten überall südlich des Limes. Nun könnte der Historiker oder auch der Kulturwissenschaftler einwenden: Die Italiener sind doch nicht mit den Römern gleichzusetzen! Sicher, aber der Übergang vom Römischen Reich zu Italien ist ein fließender, historischer Prozess. Die Lateinlehrerin des Reisehalbleiters schrieb die Buchstaben I, T, A, L, I, E und N an die Tafel, grinste erwartungsvoll und vertauschte sie. Was kam dabei heraus? L, A, T, E, I, N! Toll nicht?!

Die Römer nannten das Mittelmeer mare nostrum (unser Meer), weil sie es fest umschlossen hielten und kein Interesse hatten, nördlich des Limes zu siedeln. Das Mittelmeer wollten sie schließlich nicht umbenennen in Meer des Südens. Das übernahmen in einer anderen Weise später die wohlhabenden, arbeitsbegeisterten Nordlichter. Mit ihren Schiffen schauten sich die Römer auch im Norden um, sicher. Sie betrachteten das Land längs der Weser, die sie Visurgis nannten, sahen aber nur Moor oder besser gesagt Torf. Auf die Idee, das ganze Land trocken zu legen und im Ofen zu verheizen, kamen sie nicht. Vielleicht hatten sie auch überhaupt keine Lust dazu. Warum auch? Schließlich wächst dort kein Vinum. Sie ließen also die Weser links liegen und überließen den Frisoni diese mühselige Aufgabe. Womit wir auch schon bei dem Grund wären, warum Bremen im Italienischen nicht Brembona oder so heißt, sondern einfach nur Brema. Dort wo sie nicht für die Besiedlung verantwortlich waren, bauten sie logischerweise auch keine Städte, so dass sie auch keinen lateinischen Namen für diese Städte hatten. Andere Städte in Deutschland hingegen tragen den lateinischen Namen mit Stolz, sodass wir wissen wovon die Kölner reden, wenn sie Viva Colonia rufen (nicht zu verwechseln mit dem heutigen, italienischen Ausdruck für Kolonie).

Der Autor dieser Zeilen will aber nicht abschweifen, was er natürlich getan hat (in Regensburg gibt es eine Weinhandlung, die sich Rehorik nennt, verkürzt gesagt: alles eine Frage der Rehorik). Regensburg ist eine wundervolle Stadt, vielleicht auch, weil sie die nördlichste aller italienischen Städte genannt wird. Die Menschen in Regensburg sind offen für Neues, für Kaffee-Zubereitungsarten, die ihren Ursprung südlich der Alpen haben. Sie sind aber auch offen gegenüber Dingen und Menschen, die aus dem Norden, von der Visurgis oder der Albis (Elbe) kommen. Sie laden dich zu einem Sprizz ein, sie unterhalten sich mit dir, sie diskutieren mit dir. Kurz: Sie heißen dich willkommen. Regensburg ist eine reiche Stadt, reich an Herzenswärme und reich an pecunia. Inwieweit ein Zusammenhang besteht, zwischen diesen unterschiedlichen Formen des Reichtums, sei dahingestellt.

Warum der eine Fluss, Regen, maskulin ist, die Donau (Danubia) aber feminin, das hat sicherlich auch mit den alten Römern zu tun.

Die Regensburger in der CAFÉBAR nennen Fernet Menta, eine mit Minze ergänzte Variante von Fernet Branca, Grütze und sagen, weil sie eben doch Bayern sind nicht in vino veritas, sondern in Berghammer hell veritas. In diesem Sinne: Ein Skål auf Ratisbona!

PS: Ich bitte die schlechte Qualität der Fotos zu entschuldigen, aber der Haus- und Hoffotograf hat nun ein Festbrennweiten-Objetkiv und ist, was die Fotokunst betrifft, auf dem Weg, eine Stufe höher (Stichwort Blende, Tiefenschärfe) zu klettern.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Brotzeit in Walhalla

Die schöne, gar nicht so bayerische Stadt Regensburg liegt bekanntermaßen dort, wo der Regen sich in die Donau ergießt. Hier haben einst die alten Römer ihren Lagerplatz aufgeschlagen. Heute verläuft ein grüner Gürtel um die alten Stadtmauern herum. Wer sich frühmorgens auf die Pirsch macht, laufen geht oder, wie man hier so sagt, rennen geht, sofern man nicht den englischen Ausdruck „to jog“ strapazieren möchte, ist verzückt vom Grün und den Blumen der Stadt. Natürlich würde der englische Ausdruck diesen hier geführten Diskurs um ein Vielfaches verkürzen. Aber da der Reisehalbleiter, wie so viele wissen, seine Eigenheiten hat…

Er läuft herum, um die Stadt Regensburg, und begegnet, wie man es erwartet, einem Bremerhavener Lebensmittelauslieferer. Die Donau ist schließlich bekannt für ihre Flusskreuzfahrten. Da die Bremer schon immer Seehandel trieben, tun sie dieses heute, in dem sie nicht nur Flusskreuzfahrtschiffe in Regensburg, sondern auch in Venedig beliefern, mit dem LKW. Ohnehin gibt es einige Parallelen zwischen der Insel des Wohlseins, der Offenheit, des Charmes und Humors im Süden des „teutschen“ Landes und der Stadt Bremen, die durchaus mit den gleichen Attributen ausgestattet werden kann.

Schon beim Stadtwappen zeigt sich die Nähe dieser beiden Metropolen des Müßiggangs: der Schlüssel respektive die Schlüssel. Die Gemeinden, die sich dem Petrus, der stets Schlüssel für Himmel und Hölle mit sich führte, weihten, scheinen einen Bund des Charmes eingegangen zu sein. Die Bremer kommen etwas säkularisierter daher. Sie ließen sich in ihrer Stadtgeschichte stets ihr Recht auf Freiheit von keinem Geringeren als Karl dem Großen bescheinigen und neigen vielleicht daher zur Ironie. Warum also zwei Schlüssel abbilden? Kann doch der eine für dieses oder jenes gleichermaßen stehen. Bremen hat einen, Regensburg zwei, die Münchner gar keinen Schlüssel. Wohl dem, der den Schlüssel hat.

Regensburg, du grüne Stadt. Wer sich auf ein Zweirad setzt und losbraust die Donau flussaufwärts, erstarrt voller Ehrfurcht vor den alten Griechen. Selber waren die Griechen nicht in Regensburg, aber, da ihr Kulturerbe – das der alten Griechen versteht sich – noch lange nachwirkt, hier in Form des Neoklassizismus, zeigt sich plötzlich die Akropolis in der Oberpfalz: Walhalla, Ort der „teutschen Zunge“. Nach der Schmach an der Seite von Napoleon gegen andere „Teutsche“ kämpfen zu müssen und danach auch noch an dem Russlandfeldzug teilgenommen zu haben, musste schnell ein Monument für die Zusammengehörigkeit der „Teutschen“ daher. Hier entstand, nachdem der Beschluss schon lange gefasst war, Mitte des neunzehnten Jahrhunderts Walhalla, heute behindertengerecht. Ein Fortschritt.

Büsten von historischen Persönlichkeiten schmücken die Wände. Einstein wirkt karikiert, Sophie Scholl irgendwie auch. Beethoven und Bach hingegen marmorn in der Wahrnehmung der deutschen Kulturgeschichte. Zugute halten muss man diesem „Corporate-Identity-Projekt“, dass auch Nicht-Deutsche Einzug erhalten haben. Erasmus von Rotterdam oder Peter Paul Rubens. Ein englischer Historiker (Doktor!) wirft ein: Nationalbewegungen jener Zeit hatten oft das Ziel, parlamentarische Demokratien zu bilden. Wie dem auch sei, die Eindrücke wollen gespült werden.

Hinab den Berg, herab in den Biergarten, wo ist er nur? Ein Hotel! Kupferpfanne. Komischer Name für ein Hotel und eine Gaststätte. Die Mutter des Hauses ruft: „Wir haben geschlossen!“ „Verzeihen Sie, Ihr Sohn zapft uns schon ein Bier.“ „Ach, ich dachte Sie wollen essen.“ „Ja, wir haben unsere Brotzeit dabei. Alles mit ihrem Sohn besprochen.“ Eigens Mitgebrachtes in einem Biergarten essen, das geht wohl nur in Bayern. Süßer Senf, Sauerteigbrot, Obatzter, Schinken und eine Regensburger Wurst. Mahlzeit zusammen!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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From “White Russia” with Love

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Offiziell heißt “White Russia” im Englischen jetzt Belarus. Das Wortspiel dieses Beitrags gelingt aber mit dem historischem Namen besser.

Vladimir aus Grodno spielt ein wundervolles Instrument, auch wenn er sagt, dass die Musik nur eine Parodie auf die Originalmusik ist. Andererseits kann man mit diesem Instrument das ganze Klangbild eines Orchesters abbilden, Melodie, Rhythmus und Bass. Wunderbar.

Ihm gelingt nicht nur Bach, sondern auch so mancher Italo-Pop aus den goldenen Zeiten der italienischen Unterhaltungsindustrie. Vladimir, den Straßenmusiker, trifft man nicht nur in Seitenstraßen, auch in Zwischenwelten wie der besten aller Drei-Sterne-Traveller-Absteigen südlich der Elbe. Vladimir war mal sehr erfolgreicher Pianist. Dann hatte er einen Hörsturz und kann seither sein Geld nicht mehr als Pianist verdienen. Er tourt stattdessen dreimal jährlich durch deutsche Touristenhochburgen, wo er sich den Lebensunterhalt verdient.

In Belarus gibt es kaum Industrie, kaum Arbeit. Früher, sagt Vladimir, war das anders. Da gab es die Sowjetunion. Als es sie noch gab, war die Union ein starker Verbund, auch wirtschaftlicher Art. Aus den asiatischen Gebieten wurden Rohstoffe für die Textilindustrie in White Russia geliefert. Die Industrie florierte. Heute wandern die Rohstoffe wohl allesamt nach China. Den Rest der Geschichte kennen wir.

Vladimir erzählt, dass die Bremer Stadtmusikanten sehr populär waren in der Sowjetunion. Weil sie für die Solidarität vierer Ausgestoßener stehen? Vielleicht, sagt Vladimir.

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Foto: Zweimal keinen Kaffee, bitte

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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